Herzensangelegenheit

Die Weihnachtsrettungsmission - Teil 4

Von Vettern, Möwenfunk und Müdigkeit 

Robbie blickt uns mit großen Augen an: „Was ist denn mit euch los? Ihr seht vollkommen zerzaust und müde aus. Heute ist doch Heiligabend und wir haben eine große Aufgabe vor uns. Was habt ihr denn die ganze Nacht gemacht?“ Uwe, der langsam neben uns her watschelt, hört ihr gar nicht richtig zu und auch ich habe mit der Müdigkeit zu kämpfen. „Gestern Abend wurde uns schlagartig bewusst, dass wir zwar die notwendige Ausstattung für unseren Weihnachtsrettungsplan haben, jedoch anhand der Namen auf den Zettelchen noch lange nicht wussten, wohin wir die Geschenke eigentlich ausliefern müssen“, sage ich und wir bleiben vor Peters Bootsverleih stehen. Peter, der uns empfängt, hat das An-Land-und-im-Wasser-fahrende-mit-extra-verchromten-Sonderreifen-ausgestattete-Schiff-Auto-Schlitten-Gefährt schon bereitgestellt. Robbie hält einen kurzen Plausch mit Peter und ist sichtlich erstaunt über das seltsame Fahrzeug. Sie begutachtet es von allen Seiten und kommt wieder zu uns zurück: „Und jetzt wisst ihr, zu wem und wohin wir müssen?“ Uwe und ich nicken, dann sagt er: „Als erstes haben wir natürlich nochmals bei Woldericus angerufen. Als wir im Schloss waren haben wir, bei dem Anblick der vielen Geschenke, glatt vergessen über die organisatorischen Notwendigkeiten zu sprechen. Woldericus hat selbstverständlich auch eine Liste mit den Adressen.[1] Wie du dir vorstellen kannst, waren wir sehr erleichtert darüber und mussten uns nur noch etwas einfallen lassen, wie wir den richtigen Weg finden können. Da hatte ich die Idee, meine Vetter Vesemir und Geralt über den Möwenfunk zu kontaktieren. Sie kennen die Wohngebiete der Nordseeküste wie ihre Westentasche und werden uns, die Liste abarbeitend, navigieren.“ Robbie nickt zustimmend: „Gute Idee! Da vorne kommen auch schon meine Freundinnen vom Schwimmsportteam.“ 

Fauler Zauber? 

Begleitet vom rhythmischen Trommeln des Regens auf das Dach unseres Gefährts und angekommen vor Schloss Ritzebüttel, öffnet uns Woldericus die Tür. Wir folgen ihm ins Innere des Schlosses. „Wie um Himmels Willen wollt ihr denn so viele Geschenke auf das Gefährt laden?“, fragt eine der Seehunddamen beim Anblick der Päckchenmenge. Uwe und ich sehen uns ebenfalls etwas hilflos an. Um ehrlich zu sein hatten wir, bei all dem Trubel, gar nicht richtig darüber nachgedacht. Woldericus antwortet der Seehunddame grinsend: „Lasst uns euer Fahrzeug erst einmal beladen, dann werdet ihr schon sehen.“ Wir tun was er sagt und tragen die Päckchen nach und nach aus dem Schloss zu unserem Fahrzeug. Nach einer Weile bringt Uwe das letzte Päckchen und legt es zu den anderen. „Das gibt’s doch gar nicht! Wie geht das denn? Das sah doch erst nach viel mehr Geschenken aus. Jetzt ist das Gewölbe leer und unser Gefährt nur halbvoll“, sagt er und wendet sich erstaunt an Woldericus. „Nun, ich würde es weihnachtlichen Zauber nennen“, antwortet dieser und lächelt. Dann schaut er besorgt zum Himmel hinauf: „Das Wetter wird schlechter, ihr solltet euch langsam auf den Weg machen. Gute Fahrt meine Freunde! Und gebt gut auf euch Acht!“ Der Wind wird jetzt immer stürmischer und auch der Regen wird stärker. Ich ziehe die Kapuze meines gelben Regenmantels fest, starte den Motor und wir fahren los.  

Von verlorenen Mützen 

Vesemir landet auf dem Dach des Gefährts, während uns Geralt am Himmel weiter navigiert. Die beiden müssen sich bei dem Wetter regelmäßig abwechseln, um Kraft zu sparen. „Es sind nur noch ein paar Geschenke übrig“, ruft Uwe, dessen Kopf aus der Tür des Laderaums herauslugt. Vesemir nickt und sein Blick richtet sich auf die Seehunddamen, welche uns in zwei Dreierreihen und mit Robbie an der Spitze übers Watt ziehen. „Wer hätte gedacht, dass Seehunddamen so flink sind“, sagt er und rückt seine, vom Sturm verschobene Mütze, wieder zurecht. Ich nicke zustimmend. Ganz plötzlich wird der Sturm wieder stärker und ein prasselndes Regenband erschwert uns die Sicht. Robbie und ihre Freundinnen werden langsamer. Auch sie haben es unter diesen Bedingungen schwerer voranzukommen. Ich schaue nach oben zu Geralt. Er kämpft gegen eine unsichtbare Sturm- und Regenwand an. Seine Mütze fliegt ihm vom Kopf. Er versucht sie noch mit dem Flügel festzuhalten. Das war ein Fehler. Der Sturm reißt den Flügel in die Höhe und Geralt stürzt geradewegs hinab. Vesemir und Uwe, der seinen immer noch gestauchten Flügel wohl völlig vergessen hat, schießen in die Luft. Auch Robbie und die Seehunddamen bremsen abrupt. Vesemir und Uwe erwischen den herabstürzenden Geralt im letzten Moment. Sie fangen ihn auf und bringen den zerzausten und leicht durcheinander gewirbelten Möwerich wieder an Board. Für einen kurzen Augenblick ist es still. „Das wars dann wohl mit der Mütze“, sagt Geralt immer noch etwas benommen und grinst. Uwe und Vesemir schauen ihn mit einem ernsten Blick an und überprüfen seine Flügel. „Nur gut, dass wir in unserer Familie alle so starke Knochen haben“, sagt Uwe und schaut an sich selbst herunter. Wir schmunzeln erleichtert.  

Ende gut, alles gut. 

Nachdem Geralt sich ein wenig von dem Schreck erholt hatte, konnten wir mit der Hilfe von ihm, Vesemir, Robbie und  
den Seehunddamen auch die übrigen Geschenke ausliefern. Die Menschen, Schafe, Möven und auch alle anderen Geschenkeempfänger waren natürlich erst ein bisschen verwundert über unseren Anblick aber am Ende haben sich dann doch alle sehr über ihre Päckchen gefreut. Ich habe es mir natürlich auch nicht nehmen lassen und all meine alten und neuen Freunde zu mir in die Ferienwohnung eingeladen. Jetzt, nach der erfolgreichen Weihnachtsrettungsmission, sitzen wir gemütlich beisammen. Es gibt Robbies vorzüglichen Winterpunsch und alle erzählen von ihren Eindrücken der letzten Tage. „Kein Wunder, dass die Rentiergewerkschaft bei diesem Wetter streikt. Zum Glück bist du mit dem Schreck davongekommen“, sagt Uwe und schaut Geralt dabei an. Geralt wird rot und gibt nur ein kaum hörbares: „Hm“, von sich. Alle lachen erleichtert auf. „Dieses Weihnachten werden wir wohl alle, so schnell nicht vergessen“, sagt Robbie, während sie Woldericus und Peter nachschenkt. Ich schaue in die Runde und ein breites Lächeln macht sich in meinem Gesicht breit. Cuxhaven hält immer wieder ein neues, weihnachtliches Abenteuer für mich bereit. „Und wisst ihr wann Weihnachten am schönsten ist?“, frage ich. „Wenn man es gesund und gemeinsam mit seinen Freunden verbringen kann.“ 

  

In diesem Sinne wünsche ich auch Ihnen Frohe Weihnachten! Bleiben Sie gesund und alles Gute für das neue Jahr! 

Ihr Deichschaf 

 
 
 

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Über den Autor des Artikels

Berger Touristik Team

Hier schreiben wir für Sie, die Mitarbeiter von Berger Touristik. Wir berichten als Cuxhavener von unseren Erlebnissen hier vor Ort und haben sicher den einen oder anderen Tipp für Sie.